Offener Brief an die Bischofskonferenz

Vom 27. Februar bis zum 1. März 2012 tagt in Regensburg die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Die DBK hat im November für viel Wirbel gesorgt, als die Bischöfe den Verkauf der Verlagsgruppe WELTBILD beschlossen haben. Seither kämpfen die Gewerkschaft ver.di und der Betriebsrat im Namen der Belegschaft für einen Zukunftstarifvertrag, der die Rechte der Beschäftigten nach einem Verkauf sichern soll.

Die wichtigsten Forderungen sind:

• Keine betriebsbedingten Entlassungen innerhalb der nächsten 4 Jahre
• Erhalt der Tarifbindung. Der Tarif regelt unter anderem Einkommen, 37,5 Stundenwoche, 30 Tage Urlaub, Weihnachts- und Urlaubsgeld…
• Keine Zerschlagung der Unternehmensgruppe
• Fortbestand aller gültigen Betriebsvereinbarungen, z. B. zur Arbeitszeit, Pausenregelungen, Prämien usw.
• DBH-Beteiligungen (Weltbildplus, Hugendubel etc.) bleiben im Konzern
• Erhalt des Standorts Augsburg

In einem Offenen Brief bringen wir diese Forderungen der Bischofskonferenz in Erinnerung und bitten die Bischöfe als Eigentümer von WELTBILD um Unterstützung unserer Anliegen.

Offener Brief an die Bischofskonferenz

Erste Reaktionen in der Presse auf den Offenen Brief finden Sie im Weltbild-ver.di-Blog.

Im Hugendubel-ver.di-Blog wird über eine parallele Postkarten-Aktion der Hugendubel-Belegschaft berichtet.

SPD Augsburg: Solidarität mit WELTBILD-Belegschaft

Auch Augsburgs PolitikerInnen beobachten, was bei WELTBILD passiert. Ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann war heute zum Politischen Aschermittwoch der Augsburger SPD eingeladen, um über die Verhandlungen zum Zukunftstarifvertrag zu berichten. Wolfgang Kreissl-Dörfler, Mitglied des Europäischen Parlaments, Ulrike Bahr, Augsburger Parteivorsitzende, und der SPD-Fraktionschef im Rathaus, Stefan Kiefer, hörten genau hin, als Boßmann die Ängste der Beschäftigten schilderte und die Forderungen des Zukunftstarifvertrages vor über 100 ZuhörerInnen erläuterte. Wichtigster Punkt, da waren sich alle einig, ist die Sicherung der Arbeitsplätze von mehr als 2.000 Beschäftigten in Augsburg.

https://zukunftstarifvertrag.files.wordpress.com/2012/02/politischer_aschermittwoch-001.jpg
Neben Timm Boßmann berichteten auch die Betriebsratsvorsitzenden Jürgen Bänsch (manroland) und Willi Sattler (Osram) aus ihren Betrieben. Links im Bild: Gastgeber Michael Knuth, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in der SPD.

Mit Fackeln, Engagement und sehr deutlichen Worten

Mit ihrem Umzug zum Dom zeigten rund 300 Weltbild-Mitarbeiter und Gewerkschafter heute, was sie vom Augsburger Bischof erwarten: Er soll sich endlich bei seinen Kollegen für die Unterzeichnung des Zukunftstarifvertages einsetzen!

Das hat es in augsburg noch nie gegeben. Hunderte demonstrieren vor dem Dom und fordern eine klare Stellungsnahme des Bischofs.

Foto: Peter Neidlinger

Es war wohl kein Zufall, dass Bischof Konrad Zdarsa auf die Ankündigung der Demo mit einer Presseerklärung reagierte – zu groß schien der Druck auf ihn geworden zu sein. »Als Bischof von Augsburg sorge ich mich natürlich um das Schicksal der 6400 Mitarbeiter, besonders um die am Standort Augsburg», teilte er mit. Den Termin am 21. Januar, wo ihm am Schluss der Demo die Postkarten der ver.di-Aktion überreicht werden sollten, könne er aber leider nicht wahrnehmen.

Der Bischof zeigte sich nicht

Da halfen heute um 17.40 Uhr vor dem Bischofspalais die Gesänge der Demonstranten nichts: »Leere Reden reichen nicht«, skandierten die Weltbild-MitarbeiterInnen, »Bischof zeig’ uns dein Gesicht«. Zdarsa ließ sich nicht blicken. Allerdings hatte er zwei Tage vor dem Marsch zum Dom Vertreter der Weltbild-Mitarbeiter und des Betriebsrates zu einem Gespräch im Bischofshaus eingeladen, das am Donnerstag, 26. Januar stattfinden soll. Eine reichlich späte Reaktion…

»Wir sind Weltbild, wir sind stark…«

Mit Fackeln und Transparenten, Kindern auf den Schultern und deutlichen Worten auf den Lippen machten die Weltbildler am Samstagnachmittag der Öffentlichkeit klar, dass sie die Bischöfe weiterhin in besonderer Verantwortung für die Zukunft der Mitarbeiter und den Standort des Unternehmens sehen. »Wir sind Weltbild, wir sind stark. Wir wollen den Zukunftstarifvertrag« riefen sie. Ob Bischof Zdarsa die deutliche Botschaft verstanden hat und ernst nimmt, wird das Gespräch in am Donnerstag zeigen.

Weitere Infos und mehr Bilder im Weltbild-ver.di-Blog

Streikrecht

In den Versandhallen, im Lager, aber auch in den Kaffeeküchen und auf den Fluren der Verwaltung wird viel diskutiert: Wie funktioniert das mit dem Streiken? Wer darf streiken? Können mir Nachteile entstehen? Wer erledigt die liegengebliebene Arbeit? Wer kriegt Streikgeld? Und so weiter…

Hier können Sie sich kostenlos eine sehr informative Broschüre von ver.di herunterladen, die alle Fragen einfach und eindeutig beantwortet.

Sollten Sie weiteren Gesprächsbedarf haben, wenden Sie sich einfach an Ihren Betriebsrat oder die ver.di-Vertrauensleute.

Mitarbeiter wollen Bischof zur Rede stellen: 
Demo zum Dom am Samstag, 21. Januar 2012, um 17 Uhr

Pressemitteilung vom 17. Januar 2012
Tarifverhandlungen bei WELTBILD gehen weiter

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg gehen. Den MitarbeiterInnen von WELTBILD reicht es jetzt. Sie wollen das Schweigen des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa nicht länger hinnehmen und haben für Samstag eine Demonstration zum Augsburger Dom organisiert.

Am Samstag, 21. Januar 2012, um 17:00 Uhr treffen sich WELTBILD-MitarbeiterInnen mit ihren Familien am Rathausplatz und ziehen von dort zum Dom am Hohen Weg. Im Gepäck: mehrere tausend unterschriebene Postkarten, auf denen ein klares Bekenntnis der Bischöfe zum Zukunftstarifvertrag gefordert wird. Die Veranstaltung endet spätestens um 18:30 Uhr.

Das will die Belegschaft erreichen:
• Keine betriebsbedingten Entlassungen innerhalb von 4 Jahren nach dem Verkauf

• Tarifbindung. Der Tarif regelt unter anderem Einkommen, 37,5 Stundenwoche, 30 Tage Urlaub, Weihnachts- und Urlaubsgeld…

• Keine Zerschlagung der Unternehmensgruppe

• Fortbestand aller gültigen Betriebsvereinbarungen, z. B. zur Arbeitszeit, Pausenregelungen, Prämien usw.

• DBH-Beteiligungen (Weltbildplus, Hugendubel etc.) bleiben im Konzern
• Erhalt des Standorts Augsburg

In den letzten Wochen kamen bereits viele KollegInnen zum Betriebsrat oder zu den Gewerkschaftsvertretern und wollten konkret etwas tun, berichtet ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck:“Am Samstag können jeder und jede zeigen, dass sie bereit sind, sich für eine sichere Zukunft einzusetzen!“

„Mit unserer Demonstration werden wir ein klares Zeichen setzen“, erklärt Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann. „Wir lassen nicht zu, dass sich die Bischöfe aus der Verantwortung stehlen.“ Der Augsburger Bischof wurde schriftlich informiert und aufgefordert, sich dem Dialog mit den betroffenen MitarbeiterInnen zu stellen.

Die Tarifkommission erhofft sich von der Demonstration starken Rückenwind für die zweite Runde der Tarifverhandlungen, die am kommenden Dienstag (24. Januar) stattfindet.

Weitere Informationen im Weltbild-ver.di-Infoblog.

Ansprechpartner:
Thomas Gürlebeck
Sekretär für den Handel in ver.di Augsburg
Telefon: 0821 / 27 95 470
E-Mail: thomas.guerlebeck@verdi.de

Timm Boßmann
Sprecher der ver.di-Betriebsgruppe bei Weltbild
Telefon: 0173/ 384 380 3
E-Mail: textarbeiter@web.de

Betriebsversammlung am 12.12.2011: Bilder und Botschaften

Die Weltbild-Belegschaft will wissen, wie ihre Zukunft aussieht. Der Betriebsrat trug dem riesigen Interesse Rechnung und mietete zur Betriebsversammlung kurzerhand die Schwabenhalle. Die Beschäftigten kamen mit eigens gecharterten Bussen zum Messegelände.

Am Eingang empfingen die KollegInnen plakative Aussagen von Papst Benedikt. Die Belegschaft will wissen: Sind das bloß Lippenbekenntnisse, oder nimmt es die Kirche mit ihren sozialen Verpflichtungen ernst? Die Stimmung ist gut, die KollegInnen selbstbewusst: „Gemeinsam werden wir es schaffen!“

Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz am Rednerpult. Er berichtete, was BR und Gewerkschaft in wenigen Tagen auf die Beine gestellt haben: Tarifkommission und Verhandlungsdelegation stehen, der Zukunftstarifvertrag liegt unterschriftsreif vor. Die MitarbeiterInnen werden laufend in Betriebsversammlungen und über dieses Blog informiert. Der Arbeitskreis Öffentlichkeit hat zahlreiche Pressekontakte hergestellt und sorgt für Berichterstattung in den Medien. Eine ver.di-Betriebsgruppe mobilisiert die Belegschaft: Das Potential zum Arbeitskampf steht. Es hängt von der Geschäftsführung ab, was als nächstes geschieht.

Die eingeladenen Bischöfe Marx und Zdarsa hatten den Weltbild-MitarbeiterInnen einen Korb gegeben. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Josef Trutt füllte die Lücke auf seine Weise: Den Zukunftstarifvertrag hatte er als Nikolaus nicht dabei. Aber Tausende von Postkarten, die von MitarbeiterInnen unterschrieben demnächst auf den Schreibtischen der Bischöfe landen werden.

Wer nicht kommen will, muss lesen. Mit diesen Postkarten macht die Weltbild-Belegschaft deutlich, was sie zu Recht erwarten darf: einen Zukunftstarifvertrag, der Arbeitsplätze und Tarife sichert. So sieht das übrigens auch Hans Gilg, der als Gastredner der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) einen Gastauftritt hatte: „Ihr habt Weltbild groß gemacht. Mein Weihnachtswunsch ist der Zukunftstarifvertrag für euch – weil ihr ihn euch verdient habt!“

Die vollbesetzte Schwabenhalle: ein ungewohnter Anblick für Uwe Kramm, der als Vorsitzender des Konzernbetriebsrats Weltbild/DBH von München zur Betriebsversammlung gekommen war. Er versprach bestmögliche Unterstützung der KollegInnen in den Filialen bei Aktionen im Kampf um den Zukunftstatrifvertrag. Die Absicherung ist für Filialen und Stammhaus gleichermaßen wichtig. Kramm wies auf die enge Verflechtung von DBH und Weltbild hin. In Augsburg hängen zum Beispiel 70 Arbeitsplätze in der Filialbelieferung sowie ganze Abteilungen in Marketing und IT von der Fortführung des Filialgeschäfts ab. Umgekehrt wissen die KollegInnen in rund 300 Filialen bundesweit, dass ohne Weltbild der Vorhang fällt: „Wir müssen diesen Kampf gemeinsam führen!“

Ver.di-Landessekretär Stefan Kraft ist der Verhandlungsführer der Tarifkommission. Er ging deutlich gestärkt aus der Betriebsversammlung hervor: „Heute haben Sie mit den Füßen abgestimmt und sind zu dieser Veranstaltung gekommen. Das zeigt dem Arbeitgeber, wie wichtig Ihnen der Zukunftstarifvertrag ist.“ Kernpunkt des ZTV ist laut Kraft die Patronatserklärung in §10: Hier wird unmissverständlich geregelt, dass der neue Eigentümer die Zusagen der jetzigen Inhaber einhalten muss: „Das wird Herr Halff den Kaufinteressenten eben beibringen müssen.“ Ob der Zukunftstarifvertrag unterschrieben wird, hängt laut Kraft vor allem von der Belegschaft ab: „Freiwillig werden die Arbeitgeber uns nur eines geben: NICHTS! Es wird passieren, was Sie zulassen.“ Am Ende der Versammlung traten mehrere KollegInnen spontan in die Gewerkschaft ver.di ein.

Bilder von der Betriebsversammlung am 24.11.2011

So gut besucht sind Kirchen selten: Der Kuppelsaal im Verwaltungsgebäude von Weltbild war bei beiden Veranstaltungen gesteckt voll. Die 500 Sitzplätze reichten bei weitem nicht, und viele KollegInnen mussten leider stehen. Deshalb wird die nächste Betriebsversammlung in einer geeigneten Halle außerhalb des Betriebsgeländes stattfinden müssen. Der Termin – kurz vor Weihnachten – wird hier in Kürze bekannt gegeben.

Einzug des Betriebsrats mit den Forderungen der Belegschaft. Die Beschäftigten sind trotz der schwierigen Situation selbstbewusst: Das eigentliche Kapital des Unternehmens Weltbild sind die MitarbeiterInnen. Ihre Ideen und ihr Einsatz haben Weltbild zum größten Buchhändler Deutschlands gemacht! Wer soviel geleistet hat, kann auch Forderungen stellen und im Schulterschluss mit der Gewerkschaft ver-di durchsetzen.

Sicher kein ganz einfacher Gang für den Vorsitzenden der Geschäftsführung: Nachdem er Weltbild über 36 Jahre lang aufgebaut hat, muss er der Belegschaft heute den geplanten Verkauf des Unternehmens verkünden. Immerhin haben die Bischöfe ihn selbst mit der Suche nach einem Käufer beauftragt. Das zeigt, das hier noch ein gewisses Vertrauen vorhanden ist. Die Belegschaft verlangt, dass Carel Halff seinen Einfluss nutzt und für ihre Interessen eintritt. Andernfalls werden die Auseinandersetzungen schnell an Härte zunehmen.

Als BR-Vorsitzender Peter Fitz die Forderungen der Belegschaft erläutert, hört auch die Geschäftsführung (vorn rechts im Bild) genau hin. Obwohl die Geschäftsführung verbale Beruhigungspillen verteilt, wissen Belegschaft und Betriebsrat, das die wegweisenden Entscheidungen innerhalb der nächsten Monate fallen werden. Deshalb setzen sie gemeinsam mit ver.di vollen Druck auf die Verhandlungen über den Zukunftstarifvertrag.

Geschäftsführer Carel Halff am Rednerpult. Auf der Versammlung am Morgen lehnte er die Forderung von BR und Gewerkschaft nach einem Zukunftstarifvertrag noch ab. In der Versammlung am Nachmittag beugte er sich dem Druck und versprach die Aufnahme von Gesprächen. Außerdem soll der BR während des gesamten Verkaufsprozesses über den Stand der Verhandlungen informiert werden: „Darauf gebe ich Ihnen mein Wort!“

Nach der Veranstaltung verteilte die Gewerkschaft ver.di Flugblätter mit den Forderungen nach einem Zukunftstarifvertrag. Wichtigste Inhalte: • Arbeitsplatz-Garantie • keine Zerschlagung • Bestand der Tarifbindung • Sicherung des Standorts Augsburg • Erhalt sämtlicher Betriebsvereinbarungen.

Die Belegschaft steht geschlossen hinter den Forderungen nach einem Zukunftstarifvertrag. Sie fordern „Klare Verträge statt weicher Worte“ von den Bischöfen. Wer Jahrzehnte lang mit seiner Arbeitskraft die Kirchenkassen gefüllt hat, lässt sich jetzt nicht einfach entsorgen. Viele sind enttäuscht von der bigotten Haltung der Bischöfe und würden am liebsten sofort streiken. Ob es wirklich zu Arbeitskampfmaßnahmen kommt, hängt von der Reaktion der Bischöfe ab. „Weihnachten steht vor der Tür“, rief Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck der Belegschaft zum Abschluss seiner Rede zu. „Und wir auch!“