
Die Weltbild-Belegschaft will wissen, wie ihre Zukunft aussieht. Der Betriebsrat trug dem riesigen Interesse Rechnung und mietete zur Betriebsversammlung kurzerhand die Schwabenhalle. Die Beschäftigten kamen mit eigens gecharterten Bussen zum Messegelände.

Am Eingang empfingen die KollegInnen plakative Aussagen von Papst Benedikt. Die Belegschaft will wissen: Sind das bloß Lippenbekenntnisse, oder nimmt es die Kirche mit ihren sozialen Verpflichtungen ernst? Die Stimmung ist gut, die KollegInnen selbstbewusst: „Gemeinsam werden wir es schaffen!“

Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz am Rednerpult. Er berichtete, was BR und Gewerkschaft in wenigen Tagen auf die Beine gestellt haben: Tarifkommission und Verhandlungsdelegation stehen, der Zukunftstarifvertrag liegt unterschriftsreif vor. Die MitarbeiterInnen werden laufend in Betriebsversammlungen und über dieses Blog informiert. Der Arbeitskreis Öffentlichkeit hat zahlreiche Pressekontakte hergestellt und sorgt für Berichterstattung in den Medien. Eine ver.di-Betriebsgruppe mobilisiert die Belegschaft: Das Potential zum Arbeitskampf steht. Es hängt von der Geschäftsführung ab, was als nächstes geschieht.

Die eingeladenen Bischöfe Marx und Zdarsa hatten den Weltbild-MitarbeiterInnen einen Korb gegeben. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Josef Trutt füllte die Lücke auf seine Weise: Den Zukunftstarifvertrag hatte er als Nikolaus nicht dabei. Aber Tausende von Postkarten, die von MitarbeiterInnen unterschrieben demnächst auf den Schreibtischen der Bischöfe landen werden.

Wer nicht kommen will, muss lesen. Mit diesen Postkarten macht die Weltbild-Belegschaft deutlich, was sie zu Recht erwarten darf: einen Zukunftstarifvertrag, der Arbeitsplätze und Tarife sichert. So sieht das übrigens auch Hans Gilg, der als Gastredner der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) einen Gastauftritt hatte: „Ihr habt Weltbild groß gemacht. Mein Weihnachtswunsch ist der Zukunftstarifvertrag für euch – weil ihr ihn euch verdient habt!“

Die vollbesetzte Schwabenhalle: ein ungewohnter Anblick für Uwe Kramm, der als Vorsitzender des Konzernbetriebsrats Weltbild/DBH von München zur Betriebsversammlung gekommen war. Er versprach bestmögliche Unterstützung der KollegInnen in den Filialen bei Aktionen im Kampf um den Zukunftstatrifvertrag. Die Absicherung ist für Filialen und Stammhaus gleichermaßen wichtig. Kramm wies auf die enge Verflechtung von DBH und Weltbild hin. In Augsburg hängen zum Beispiel 70 Arbeitsplätze in der Filialbelieferung sowie ganze Abteilungen in Marketing und IT von der Fortführung des Filialgeschäfts ab. Umgekehrt wissen die KollegInnen in rund 300 Filialen bundesweit, dass ohne Weltbild der Vorhang fällt: „Wir müssen diesen Kampf gemeinsam führen!“

Ver.di-Landessekretär Stefan Kraft ist der Verhandlungsführer der Tarifkommission. Er ging deutlich gestärkt aus der Betriebsversammlung hervor: „Heute haben Sie mit den Füßen abgestimmt und sind zu dieser Veranstaltung gekommen. Das zeigt dem Arbeitgeber, wie wichtig Ihnen der Zukunftstarifvertrag ist.“ Kernpunkt des ZTV ist laut Kraft die Patronatserklärung in §10: Hier wird unmissverständlich geregelt, dass der neue Eigentümer die Zusagen der jetzigen Inhaber einhalten muss: „Das wird Herr Halff den Kaufinteressenten eben beibringen müssen.“ Ob der Zukunftstarifvertrag unterschrieben wird, hängt laut Kraft vor allem von der Belegschaft ab: „Freiwillig werden die Arbeitgeber uns nur eines geben: NICHTS! Es wird passieren, was Sie zulassen.“ Am Ende der Versammlung traten mehrere KollegInnen spontan in die Gewerkschaft ver.di ein.
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